Gestern, 20 000 Schritte

Gestern stand ich – zufällig, in einer uns beiden fremden Stadt – jener Frau gegenüber, vor der ich mich vor 20 Jahren mit Beinen so zitternd wie die eines bis zur Entkräftung gejagten Rehs verabschiedet hatte, weil sie so schön gewesen war und ich so schüchtern.

Gestern nahm ich ein belegtes Brötchen von einem Tablett und fragte mich, wer außer mir noch erkannte, dass diese dunklen Ringe von eingelegten grünen Walnüssen der Kaukasushänge geschnitten waren.

Gestern trank ich Freundschaft mit einem Fremden, der mir Stunden über Stunden erzählte von Deutungshoheit und Narrativ, ohne langweilig zu werden.

Gestern vergaß ich das Gewohnheitsrecht des Vegetariers und aß eine koschere Rindswurst. Sie knackte, scharf zog der Senf in die Stirn.

Gestern war mir danach, ihre Lippen zu küssen, die doch lieber die Ihresgleichen suchten.

Gestern trank ich nächtens die Luft, als wäre es ein Abend im späten Oktober.

Gestern maß ich Städte mit meinen Schritten, hier und dort.

Gestern lebte ich zwei Leben.

Heute ein halbes.

Plutarch am Ilmensee – Eine Vermessung Oberschwabens (Teil 4)

Die Wirtin lässt Grüße ausrichten an die Wirtsleute meiner nächsten Station. Das gefällt mir, das würde ich gerne öfter machen: den Tag lang durch die Gegend wandern, um Grüße auszurichten.

„Die Porträtmaler suchen die Ähnlichkeit aus dem Gesicht und den Zügen um die Augen zu gewinnen, in denen sich der Charakter darstellt, und schenken den übrigen Körperteilen weniger Aufmerksamkeit. In entsprechender Weise muß man es auch mir gestatten, daß ich mich mehr mit den kennzeichnenden seelischen Zügen befasse und daraus das Lebensbild eines jeden zeichne. Die großen Heldentaten und die Schlachten aber überlasse ich anderen.“ (1)

Zwischen zwei bewaldeten Höhenzügen liegt der Ilmensee, ein Relikt der Eiszeit mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von etwa einem Kilometer. Steinzeitmenschen hatten an seinem Ufer Pfahlbauten errichtet, im 20. Jahrhundert war er vor Renaturierungsmaßnahmen ein Sammelbecken für Phosphor und andere Rückstände aus Landwirtschaft und Abwässer. Auf seinem Grund liegt eine Kirchglocke aus dem Dreißigjährigen Krieg, versenkt vor den anrückenden Schweden.

An seinem nördlichen Ende liegt das Dorf Ilmensee, dazwischen Uferbäume, ein Schilfgürtel und ein Freibad, dessen Wiese sich am Ostufer weit nach Süden erstreckt und in Bootsanlegestellen übergeht. Auf dieser Wiese liege ich auf meinem Allzweckschal, ein gelbes Reclambändchen des antiken Biographen Plutarch neben mir, und schaue auf den Ilmensee. Sein Wasser gleicht einer flirrenden Fläche in steter Bewegung – ein Spiel aus Licht und Schatten, dort dunkler, wo Bäume ihr Spiegelbild auf den See hinauswerfen. Wo Menschen schwimmen, entzündet sich das Wasser in weißem Licht. Noch die kleinste Bewegung zaubert Licht, der Glanz umgibt die Menschen, als wären sie, vom See reich beschenkt, höhere Wesen. Bewegt sich der Körper, folgt ihm ein Schweif aus Licht. Es ist eine vollkommen gewöhnliche Angelegenheit und trotzdem, versenkt man sich in diesen Anblick, eine Erscheinung von äußerster Schönheit.

Oberschwaben_HW 7_Wandern

Landschaftlich ist die Etappe von Altshausen nach Ilmensee die vielleicht schönste auf meinem Weg durch Oberschwaben. Die Hügel recken sich höher, die Häuser tragen bunte Farben, alles wagt hier ein wenig mehr. Ein Weiler wie Mauren stellt die perfektionierte Werbung für ein idyllisches Landleben, ohne das zu wollen, denn wer verirrt sich schon dorthin, um den man werben wollte. Einmal auf einer Landstraße ein paar Radfahrer, sonst bin ich allein unterwegs. In Unterwaldhausen stehen drei Männer um eine Landmaschine auf dem Feld. Der mir Nächste, den Oberkörper frei in der Augustsonne, blickt den Fremden unsicher an – unsicher immerhin, nicht misstrauisch wie schon so oft auf dieser Wanderung beschrieben. Ich grüße ihn, mache eine scherzhafte Bemerkung und schon bin ich im Gespräch. Ganz von selbst bin ich in meinen Dialekt gefallen, es fällt mir leichter, je weiter ich nach Süden komme. Zu den Menschen ist er eine Brücke.

Trotzdem bin ich nicht ganz hier. Mein Körper geht, er findet inzwischen von selbst sein Tempo, seinen Rhythmus. Die Gedanken aber schweifen ab, sie sind fahrig, die Sinne richten sich nach innen. An diesem Tag schreibe ich kein einziges Wort auf meinem Weg ins Notizbuch. Verfalle stattdessen in Fantasien, während ich zwischen einsamen Kornfeldern von Hügel zu Hügel wandere, in Endzeitbilder. Monströsitäten aus einer Serie, die ich während einer Erkältung in der dunklen Jahreszeit in mich aufgesogen habe, erheben sich aus ihren Gräbern und Zombies treten aus den Wäldern, um mich zu jagen. Die Apokalypse der Untoten hat sich offenbar ins Bild des Wanderers im 21. Jahrhundert eingeschrieben. Wer sonst sollte allein über menschenleere Straßen ziehen als der Überlebende des zivilisatorischen Zusammenbruchs?

Oberschwaben_HW 7_Wegkreuz_Wandern

Als ich ins Wasser steige, wird das Licht zu moorigem Grün. Das Wasser ist angenehm warm und es ist eine Lust, sich dem Nass hinzugeben, sich tragen zu lassen, hinauszuschwimmen. Es ist das erste Mal in diesem Jahr, dass ich in einem See (und nicht einem Freibad oder immerhin einem Weiher) schwimme. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wann ich das zuletzt gemacht habe. (Und im Meer? Wann bin ich das letzte Mal im Meer geschwommen?) Es verstört mich. So sollte das Leben nicht sein. Warum tue ich nicht mehr, warum tue ich nicht alles, um das zu ändern?

Zwei überdrehte junge Lesben, jede ihrer Gesten hat etwas Überzeichnetes, küssen sich auf halbem Weg ins Wasser. Eine Junge mit Windpockennarben an den Armen ist ganz aufgeregt: zwei Frauen, die sich küssen! Ach, Junge, du wirst noch viel lernen müssen. Unterschiedlich die Reaktion seiner Großeltern. Für ihn hat die Beobachtung nicht mehr Relevanz, als dass sich eben zwei Menschen küssen. Sie ist aufgestört. „Etwas ungewöhnlich ist das doch!“, sagt sie, in genau diesen Worten. Die Stadt ist fern. Für einen Augenblick vermisse ich sie.

Im Norden ziehen reinweiße Wolken vorüber, aufgebauscht, wie aufgesprüht am Himmel, man möchte hineinbeißen in diese Köstlichkeiten. Morgen würde es gewittern, heißt es seit Tagen. Heute aber heißt es erst einmal, den restlichen Tag zu genießen. Und den Beinen Ruhe zu gönnen. Sie schlagen sich gut: Füße, Beine, Gelenke, ich bin erleichtert, wie wenig sie schmerzen. Aber wie sie nur aussehen! Voller Macken aus den letzten Monaten, dort die Striemen der Brombeerranken im Pfälzer Wald immer noch zu sehen, hier die dunklen Scharten im Schienbein, als ich nächtens, den Blick aufs Smartphone geheftet, gegen einen Betonpoller gelaufen bin, rote Schwellungen, wo mich Bremsen gestochen haben, ein Hitzeausschlag, wo Stoff und Schweiß zusammenkommen, und eine Wolf vom ersten Wandertag, der mich jeden Abend zwingt, das Blut aus der Hose auszuwaschen. Immerhin, sie haben ein Leben, meine Beine.

Am späten Nachmittag liegt die Gluthitze schwer auf dem Dorf. Es ist der heißeste Tag in 2015. Die Messinggriffe der Kirchtür sind sengend heiß. Über dem Garagentor des Pfarrhauses hängt groß der Gekreuzigte. Gegenüber spielt jemand auf der E-Gitarre, langsam und träge fließen die psychedelischen Wiederholungen über die Straße. Gerne würde ich mich mit einem kühlen Bier auf die Terrasse des Hauses setzen und mich treiben lassen von den Klängen. Am Eck ein Kaugummiautomat mit vier befüllten Behältern, einem Relikt aus den 80er-Jahren gleich, aber der Einwurf ist sauber auf Cent und Euro beschriftet. Hier lebt eine Vergangenheit weiter und ohne dem Fremdenverkehr wäre dieses Dorf zwischen den beiden Höhenzügen längst tot, wäre da kein Blumenladen, in den eben die Auslagen aus Blütenpflanzen und Kirschfrüchten ins Haus geräumt werden, wäre da keine Dorfbäckerei mehr, hinter deren Scheiben Licht brennt, ohne die Feriengäste stünden da an der Hauptstraße nicht gleich drei Gaststätten, würde es kein Dorfcafé geben und keine Saufhalle mit Chicken Wings aus Geflügelmassenvernichtungsfabriken, keinen Allgäuer Beef-Abend, der wenig mit dem Allgäu zu tun haben dürfte, nicht den Pizzaservice mit den indischen und thailändischen Gerichten versteckt hinter der Bankfiliale. Vielleicht nicht einmal das Bett, in dem ich heute Nacht schlafen werde.

In der Abenddämmerung folge ich dem Lehrpfad rund um den See. Ich lese alle Tafeln. Den Hinweis auf einen Haifischzahn, mit dem ein Schild vor dem Freibad wirbt, finde ich nicht.

Ilmensee_Oberschwaben_Wandern_HW 7

(1) Plutarch: Alexander. Caesar. Übersetzt und herausgegeben von Marion Giebel. Stuttgart 1980. Bibliographisch ergänzte Ausgabe 1990, S. 3.

Im sinkenden Licht

„Was hast du heute vor?“, fragte ich morgens den Achtzigjährigen. „Durch die Sonne radeln – dazu brauche ich kein Ziel und keinen Plan.“

Über die Wiesen sind ein paar Menschen verteilt, über den Himmel ein paar Wolken. Sein Hellblau erinnert mich an den Norden. Ist das logisch? Die niedrig stehende Sonne, ja, das käme wohl hin. Es bräuchte aber sicher mehr, um diesem Himmel gerecht zu werden. Der Hochsommer jedenfalls ist vorbei, das ist offensichtlich. Das Licht altert, reift, die Bäume wollen nichts mehr – nicht strotzen, nicht mit Macht sich in den Himmel strecken und recken , ihnen genügt es, zu sein im sinkenden Licht. Er ist ruhig geworden, der Sommer.

Ich nehme mir ein Beispiel und ziehe auf dem Rad durch den Spätsommertag, ein Lied von Buena Vista Social Club auf den Lippen – süßes Leben um den Stachel der Vergänglichkeit.

Bodensee_Sommer_Sturm

Als der Sommer noch Glut hatte (am Bodensee)

South Side of the Sky

Run with the fox into the wind
Onto the dawn of tomorrow

(Chris Squire/Alan White)

Das Tischchen mit der Schüssel Salat passt auf den schmalen Balkon. Ich passe nicht und sitze in der Küche, die Hand, die den Salat auf die Gabel bringt, ist auf dem Balkon, der Mund, zu dem sie sich bewegt, im Haus, sofern diese Grenzen wirklich Sinn machen, wenn eine Wand aufgeschoben ist, um den Himmel hereinzulassen. Mauersegler pflügen schrill durch die Wogen, bringen leichte Beute auf und hinter mir läuft „Nous sommes du soleil“, was zu diesem Tag passt, an dem die Luft endlich wieder glühte, aber einen ganz anderen Grund hat. Der Bassist dieser Band wurde auch von Freibeutern aufgebracht, sie hatten seine Blutzellen gekapert, vorgestern ist er ihnen erlegen. Jetzt höre ich diese Helden meiner Jugend rauf und runter. Um den Toten zu ehren und das Leben zu feiern. We are of the sun. Das Leben entbrennt im Sommer.

Es ist durch Zufall etwa die Stunde, in der der Musiker in seiner amerikanischen Wahlheimat beigesetzt wird, als wir zu den Klängen von „Heart of a Sunrise“ ein Glas auf Chris Squire erheben. Das fränkische Bier schmeckt, die Musik gefällt, auf der Haut schimmert noch die Hitze des Tages. Wenn wir je eine tribute band auf YES gründeten, frage ich, wie könnte ich mich am besten einbringen. Zur mächtigen Kirchenorgel in „Close to the Edge“ mit einem Ausdruckstanz, ist der Vorschlag. Gelächter schmückt die Gedanken an den Toten.

Ein Weihnachtszyklus – (nicht ganz) frei von Religion (4)

24. Der Tag der Soledad

Einen Sack Reis gibt es unter anderem, ganze 25 Kilogramm Reis. Was für eine Pracht! Was als Witz über glückliche einstige Inkarnationen als Aufseher von Getreidespeichern begonnen hatte, endete in diesem leibhaftigen Sack Reiskörner. Vollgefressen, gemästet ergötze ich mich an dem Anblick, kann mich immer noch an dem Bild von Essen erfreuen, obwohl ich mich jetzt schon selbst schlachtreif fühle. Irgendwann wird das Essen zum Selbstläufer, zum sinnentleerten Automatismus, der einen durch die Feiertage steuert und jegliche Anflüge von Selbstzweifel oder Unruhe unterdrückt. Ja, das Fressen, das ist wie Computerspielen oder Wichsen aus Langeweile. Wie aber soll man sich in der Weihnachtszeit diesem Strom an Leckereien auch erwehren? Jede Verteidigungsstrategie scheitert gegen dieses Große Fressen. Da bleibt, wie ein Schulfreund an diesem Tag noch sagen wird, nur noch der Weg in die Bulimie.

Der Abend findet mich in einer Kneipe wieder. Viele Gesichter, die man vielleicht schon ein Jahr lang nicht mehr gesehen hat. Es ist berauschend. Jeder freut sich selbst über bloße Bekannte aus früheren Zeiten. Ein vergessen geglaubtes Gefühl kommt auf und wir schwingen alle in Glückseligkeit. Was ist es, was uns in schiere Euphorie versetzt? Sind es wirklich all diese Menschen? Der gemeinsame Background, das ist es, was uns zusammenschmiedet und glücklich macht, erklärt mir ein Freund, Mensch Nummer 500, mit dem ich an dem heutigen Abend Worte wechsel. Wir sitzen an der Theke und dann beginnt er vom „Fest der Liebe“ zu sprechen. Da sitzen wir also, ohne Frauen, und es soll das Fest der Liebe sein. Sie blickt mich an – könnte es doch heißen, aber nein: Es ist der Tag der Soledad. Eine Parabel wird nachgeliefert. „Ich erzähle euch eine Geschichte“, beginnt mein Freund neben mir an der Theke. „Stellt euch eine hohe Mauer vor, einen Hof dahinter und darin die Frauen, auf die wir unser Leben lang gewartet haben, von Aliens dorthin entführt. Und ich sage euch, Brasilien ist auf dieser Welt der Ort, der diesem Platz am nächsten kommt.“ Ja, Brasilien, schön und gut, denke ich, aber wir sitzen hier in Deutschland.

Irgendwann wird es schließlich zu viel: zu viele Sinnesreize, zu viele Menschen, zu viele Freunde sogar, man ist gesättigt. Ein Schiffbrüchiger in einem Meer aus Leibern, Wellen aus Lärm schlagen über dem Kopf zusammen, man ertrinkt fast, Atemnot stellt sich ein in den Nebelschwaden aus Rauch, die über diesen Wassern hängen und die Sicht verhüllen; ein gespenstischer, hoffnungsloser Ozean. Auf einmal ist man einsam. Einsam in der Menge und es bleibt nur die Flucht hinaus in die Nacht, in die kühle, leere Nacht. Der neblige Burgberg ragt empor und die Füße nehmen die niedrigen Stufen hoch, weg von den Menschen, hinauf, hinaus aus dem Meer der Geselligkeit. Der Blick fällt zwischen feuchten Buchen hinab auf den Friedhof. Rote Kerzen brennen auf den Gräbern und ich erinnere mich, dass ich in all den Jahren seit seinem Selbstmord immer noch nicht an P.s Grab dort unten gewesen bin.

Tanzen

„Wovor hast du Angst? Dass dir die Noten vom Papier ins Gesicht springen und dich auffressen?“, fragt der Trompetenlehrer und dreht sich erst einmal eine Kippe.

Unerwartet tun sich ein paar freie Stunden auf und ich stecke zwei Bücher ein. Zwei, das ist wichtig. Bei Büchern sollte man immer eine Wahl haben. Auf halbem Weg zur Abendsonne entscheide ich mich urplötzlich um. Ich wähle eine Telefonnummer ein Stück weiter unten in der Straße und habe Glück.

Fünf Minuten später betrete ich das Zauberreich. Ein vietnamesischer Kaffee wird mir zur Begrüßung gereicht, er duftet – frei von jedem Zusatz – ungeheuer aromatisch (nussig, Macadamia mit einem Hauch Vanille) und schmeckt kräftig und geradeheraus, weniger verspielt, als der Duft vermuten lässt. Dann greife ich nach Kachori, indischen Gewürzbällchen. Die Zähne brechen die dünne Hülle auf, zermalmen das weiche Innere, setzen den Geschmack der Gewürze frei, lösen eine Explosion an Geschmäckern aus, Gaumeneruptionen einer Tropensonne, und erst wenn die süßlichwürzige Masse geschluckt ist, erst dann flammt die Schärfe wirklich auf – die Glückseligkeit nach dem Liebesspiel. Ich sitze im Sessel in der Mitte des Raumes und lausche den Bässen der Musik und spüre das Koffein in den Adern pulsieren und auf der Zunge tanzen die Genüsse eines Kontinents und der Kopf kippt in Zeitlupenschritten nach hinten, als wäre ich bekifft, und mein Leib ist ein Kessel aus geschmolzenem Gold.

Wir teilen uns den Tsipouro Schluck für Schluck aus der grünen Flasche. Hinter dem Etikett mit den kyrillischen Lettern verbarg sich einmal irgendein zuckerhaltiges Erfrischungsgetränk, jetzt schwappt hausgemachter griechischer Schnaps in dem Behältnis. Wie ein Spürhund springt der Gastgeber immer wieder auf und folgt unsichtbaren Fährten, blättert in den Schallplatten oder leuchtet mit der Lampe ins CD-Regal, um das nächste Stück zu finden. Denn es wird immer nur ein ausgesuchtes Lied pro Album gespielt, das ist ihm Ehrensache.

Inzwischen setzt er sich schon gar nicht mehr in seinen Sessel. Und wieder hat er eine neue Scheibe aus seinen tausendfachen Beständen gezogen, zieht weißes Vinyl aus seiner glatten Hülle, er rückt auf und hält mir die Scheibe entgegen wie eine Offerte. „Du bist dir schon im Klaren, dass wir auf ein Tanz-Event zusteuern?“, sagt der Verführer. Ich lache und sage, ja, das wisse ich.

Gelb leuchtet das Schild des nahen Baukrans auf im dunkelnden Abend, Rauchschwaden flimmern in dem gebündelten Lichtstrahl, der sich an der Decke bricht und als tanzende Leopardenflecken über Wände und Boden wandert, leichtfüßigen Panthergeckos gleich. Die Limoflasche Tsipouro ist längst Bodenseewasser aus der Bierflasche gewichen, wie wir den Raum ausmessen mit unseren Schritten. Und dann der Höhepunkt mit Perennial Divide, den „göttlichen“, wie er sagt. Die Wilde Jagd ist los, eine Kreissäge angeworfen, Stukas im Sturzflug, Schläfenschweiß, Tanz der Wolfsschamanen.

Die Füße kommen nicht zur Ruhe, der Zauber ist ausgesprochen, 13 Minuten lang treibt sie „Voodoo“ von Indoor Life über den rauen Teppich, hypnotischer New Wave, die Gitarre schwingt, fliegt, schneidet, der Gesang steigert sich in Ausbrüche, man weiß nicht, ist es Leiden, ist es Lust.

Aber es ist erst Mitte der Woche und Eskalation unklug. In Martis „Unmade Beds“, Dark Rock aus Genua, ist der Sturm vorbei, das Bett zerwühlt, das Gefühl voll. Dann wird auch das Herz ruhiger zu Mr. Cloudy, „Night Shining Star“, ruhigem Dubtechno aus Russland, eine nächtliche Musik, es ist der Blick in den Sternenhimmel, zur reduzierten Bassdrum werden die Bewegungen sparsamer, minimalistisch, aber zehnminutenendlos und rein wie die keplerschen Sphärenbahnen. Der letzte Song, „Transitional Objects (No Gravity Version)“ von Davor Ostojic hat noch Beat, doch er treibt nicht mehr zu Tanzwut an, er ist ein strenges Stück Kammermusik, E-Musik jenseits der Klassik, und lädt den kühlen Intellekt wieder auf den Thron. Es ist vorbei.

Und ich trage, ein Thymian-Bonbon im Mund, die beiden Bücher wieder nach Hause.

Calderón geht auf Reisen (2)

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Auf dieser erst kürzlich mit einem bundesweiten Preis ausgezeichneten Bühne wurde Calderón vielleicht nicht aufgeführt, aber gelesen als Vorbereitung für eine Inszenierung von Christian Dietrich Grabbe, der den spanischen Barockdramatiker verehrte.
20 Jahre lang hatte ich den Freund nicht gesehen, der mir das erzählte. 20 Jahre seit unserer ersten und einzigen Begegnung auf einem Zivildienstlehrgang. Es waren drei prägende Wochen gewesen, drei vielleicht sogar Biographie bestimmende Wochen, und möglicherweise verdanken wir dem, dass wir uns nun wiedertrafen und uns immer noch etwas zu sagen hatten. Dass die Tonkassette mit Pan Ra und Hoelderlin (zwei deutschen Krautrockbands der Siebzigerjahre), die ich ihm damals geliehen hatte, längst verschollen ist, ist da nur eine kleine nostalgische Fußnote. Sie hatte mir nämlich ein Jugendfreund aufgenommen, der ein paar Jahre später Suizid beging.

Calderóns Drama vom wundertätigen Magier im römischen Antiochien hat eine sehr eigene Einstellung zum Tod. Die beiden Liebenden Cyprian und Justina finden sich erst in ihrer völligen Verneinung ihrer menschlich-irdischen Existenz. Erst dann gehen sie, ganz Geist schon, Arm in Arm bereitwillig in den christlichen Märtyrertod. Natürlich, wir sind letztlich (vom Grabe aus gesehen) tatsächlich nichts als Gerippe. Aber deswegen alles Leben davor nichtig? Nein, diese Lebensverleugnung des schweren, düsteren spanischen Barocks will ich nicht. (Man nehme die Mezquita in Córdoba: Die unermessliche, farbenfrohe, kalligraphische Schönheit der Gebetswand der einstigen Moschee – ich stand in Tränen vor ihr, denn es war vielleicht das Schönste von Menschenhand geschaffene, das ich je gesehen hatte – war umzingelt von dunklen Altären, blutigen Kruzifixen und düsteren Königsporträts späterer spanisch-katholischer Jahrhunderte.) Also geh, du wundertätiger Magier, geh mit Gott.

Freundschaft bei Leberpastete

Ich führte ihn zu einem meiner Lieblingsplätze in der Stadt, weil man dort sehr gut und angenehm sitzen kann, weniger des Essens wegen, am wenigsten des Services wegen. Der junge Kellner unterstrich diese Einschränkung ohne zu zögern: Er war bis zur blanken Unhöflichkeit desinteressiert. Ich schämte mich für ihn und ich schämte mich meinem Besucher gegenüber für meine Wahl des Lokals.

Er nahm es sehr gelassen: „Deutschland halt.“ Er arbeitet in einem Land auf der anderen Seite des Globus, in dem Service großgeschrieben wird, sehr, sehr groß. Er war müde von einem Dreifachjetlag, von den durch die Zeitverschiebung unbarmherzigen Kindern, von der unweigerlich folgenden Erkältung, von dem Arbeitstag in der heimatlichen Zentrale seines Konzerns. Er weiß, was er will und wie man es fordert, und er ist auf seine Weise ein Genießer. All das aber legte er mit einem Achselzucken ab, ging, wie von dem Kellner in seinen schlampigen Klamotten herausgenuschelt, unter dem Schild „Vinothek“ nach drinnen, um an der Theke jemanden zu fragen, welcher der Weine von der Karte womöglich trocken sein könnte.

Der Abend war milde und der Platz gut besucht. „Gibt es überall in Stuttgart so viele junge Leute wie hier?“, fragte er, nahm sich bedächtig einen Bissen von seinem Antipastiteller, spülte mit einem Schluck Grauburgunder nach. Es war sein Vorabend eines einwöchigen Urlaubs in Europa, Urlaubstage, wie sie die einheimischen Kollegen seines Gastlandes üblicherweise nicht in Anspruch nehmen. Er erzählte mir von einem altgedienten Mitarbeiter, 20 Jahre älter als er, anspruchslos und aufopfernd, der ihn eines Tages wegen heftiger Bauchschmerzen ansprach: „…san, mir geht es nicht gut, ich bin krank, erlauben Sie mir, heute Nachmittag einen halben Urlaubstag zu nehmen?“ Ich hörte die Geschichte zum dritten Mal, und ich hörte sie noch immer gerne.

Er ließ den Weißwein über die Zunge fließen. „So viele Bärte … Ist das eigentlich überall in Deutschland inzwischen so?“ Er strich die Leberpastete, die ich übrig gelassen hatte, auf sein Brot. „Indien ist wirklich hardcore. Eine erschreckende Zeitreise, kaum auszuhalten, du musst dir vorstellen, dass …“, erzählte er nachdenklich. „Letztes Weihnachten waren wir in Australien, Freunde besuchen, und ich war sehr erstaunt …“ Es dunkelte. „Auf einigen Pazifikinseln boomt die Wirtschaft, sie suchen händeringend nach Fachkräften aus dem Westen. Das hätte ich nicht gedacht …“ Der Teller war leer. „Was macht eigentlich dein Arabisch? Der Nahe Osten würde mich auch interessieren, aber das macht meine Frau nicht mit …“ Er rief den Kellner. „Ich hätte gerne das Gleiche nochmals.“ Und zu mir: „Das ist genau das, was ich brauche.“ Und er, schlank wie immer, freute sich auf seinen zweiten Teller Antipasti und sein zweites Glas Grauburgunder.

Zuhause tranken wir Tee. Er hatte immer schon Tee getrunken, zum Genuss und manchmal zur Heilung mit einem dicken Schal um den Hals, denn Erkältungen waren sein Markenzeichen. Er mit Tee und Schal, das war schon sprichwörtlich geworden damals. Wir saßen nun, Jahre später, auf den Sofas und an einem Tisch, die ich einst von ihm übernommen hatte, damals zusammen mit seinem WG-Zimmer. Aber was heißt übernommen. Es war ein fließender Übergang gewesen. Für etwa zwei Monate teilten wir uns das Zimmer, was machbar war, da er (allenfalls) am Wochenende zuhause war – ein wahrhaft großzügiges Entgegenkommen, denn ich hatte damals ein paar schwierige Monate, wohnte zwei Wochen bei einem befreundeten Paar (zwei so wohltuende Wochen in einer wurzellosen Zeit), kam dann drei Monate illegal in einem vergessenen Zimmerchen eines Schwesternwohnheims unter, dann schließlich in dem WG-Zimmer. Ein Glück, Freunde zu haben. Was hätte ich ohne gemacht?

Ich war jedenfalls froh damals über das Dach über dem Kopf und den sommerlichen Geräuschen von der Straße, und die paar Tage, die wir beide in dem Zimmer waren, kamen wir zurecht – manchmal bereitete ich etwas zu essen vor, wenn ich wusste, dass er kam – oder, wenn man sich doch einmal in die Quere kam oder wir uns zofften, wich ich für eine Nacht irgendwohin aus. Und als er bald darauf endgültig die Stadt verließ, blieb ich in dem Zimmer mit einem Teil seiner Möbel, von denen ich manche bis heute habe, ein Jahrzehnt später.

Wir tranken also Tee wie früher und wir hörten Jan Garbarek, „All Those Born With Wings“, und sprachen über die Vergangenheit (ihren Schönheiten), die Gegenwart (ihren Aufgaben), die Zukunft (ihren Herausforderungen). Früher einmal, erinnerten wir uns, hatten wir ein paar Mal ein internationales Abendessen ausgerichtet. Ich war fürs Kochen zuständig, er fürs Reden. Wir waren beide sehr zufrieden mit der Aufgabenteilung und es waren schöne Abende mit Menschen aus verschiedensten Ländern. So etwas würde mir auch heute noch gefallen.

Die Schallplatte war längst aus. Müde und triefnasig und ein klein wenig ironisch blickte er mich an, wenn ich schwieg. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, später, da hatte ich seine Arroganz gefürchtet. Er hat sie nicht mehr. Seine Verantwortung, beruflich wie privat, hatte ihr nicht etwa Brennstoff gegeben, sondern sie aufgelöst. Ich brachte ihm eine Decke für die Nacht und lachte: Auch sie hatte einmal ihm gehört.

Es ist ein Tag später, der Gast ist längst in der nächsten Stadt beim nächsten Besuch, und ich räume auf, stelle die Teetassen weg, falte die Decke, sortiere ein paar Bücher aus. Lou Pride singt „Ain‘t no More Love in This House“. Und ich frage mich: Wo in dieser weiten Welt stehe ich?

Es ist mehr als nur Dunkelheit

Es ist mehr als nur Dunkelheit in dieser Nacht, trittst du einmal hinaus in die Wüste, in die karge Hochebene, wo sich Tau als Manna niederschlägt. Du kostest das Feucht von den Blättern, nur einen Hauch auf der Zunge, und staunst, was auf einmal ausgebreitet vor dir liegt. Du schmeckst Versprechen, und die späte Stunde der Nacht ist nicht mehr Finsternis und Kälte, sondern schön, eben wie sie ist, und du denkst dir: Bitte, Leben, bitte höre jetzt nicht auf, nicht gerade jetzt. Dreh dich weiter und schenke mir den Morgen, der da zu ahnen ist hinter den Klippen am Rande des Llano.

0711 ausgeworfen und eingeholt

Das menschliche Antlitz der Institution

Es wird einmal ein Museum sein im Stuttgarter Wilhelmspalais, dort, wo noch an der Außenfront in großen Lettern die alte „Stadtbücherei“ prangt und zur Zwischennutzung ein beliebter Partytreff war. Das Stadtmuseum Stuttgart wird ein Museum des 21. Jahrhunderts sein, mit Betulichkeit oder Selbstbeweihräucherung hat so etwas schon lange nichts mehr zu tun. „Wie wurde aus Stuttgart, was es heute ist? Was waren wichtige Impulse für die Entwicklung der Stadt?“ sind Fragen, denen sich das Museum stellen wird, aber auch und ganz wichtig: „Wie könnte die Zukunft der Stadt aussehen?“ Das Stadtmuseum als einer der Ort also, an denen Zukunft ausdiskutiert und erprobt werden darf.

Fundstück

Stuttgarter Fundstück

Da es bis zur geplanten Eröffnung 2017 noch ein wenig hin ist, lädt das Museum dorthin ein, wo uns seine Räume jetzt bereits offenstehen: in den virtuellen Raum. Online-Projekte wie etwa „Meine Stadt − Meine Geschichte“, ein bundesweites Kooperationsprojekt zur Migrationsgeschichte, findet sich dort genauso wie ein museumseigener Blog unter Verantwortung von Markus Speidel, „wissenschaftlicher Mitarbeiter, Baureferent, Ausstellungskoordinator, Social Media-Fuzzi und sonstiges Mädchen für alles“, wie er sich selbst vorstellt. Über den Blog können wir dem Team bei seiner alltäglichen Arbeit über die Schulter schauen und den Entstehungsprozess eines neuen Museums fast hautnah mitverfolgen. Eine klasse Idee und so etwas wie ein langer Teaser für die Eröffnung des Museums − sympathisch und bestechend persönlich umgesetzt.

Nun hat Markus ein sogenanntes Blogstöckchen als Regionalstöckchen in der 0711-Version ausgeworfen: An 0 Blogs von außerhalb Stuttgarts und 7 Blogs aus Stuttgart werden 11 Fragen gestellt.

Elf Fragen sollt ihr sein

1. Warum gibt es Deinen Blog? Ich schreibe gerne. Besonders gerne, wenn damit kein beruflicher Druck verbunden ist. Für einen solchen spielerischen Umgang kommt mir das Bloggen sehr entgegen. Der Weg zum eigenen Blog war allerdings ein langer. Vor zehn Jahren etwa, als ich ins Ausland ging, wusste ich noch nichts von der Existenz von Blogs und informierte Verwandte, Freunde und Bekannte über Rund-E-Mails mit Berichten aus meinem Gastland. Später, als ich Facebook nutzte, veröffentlichte ich dort unter anderem regelmäßig Rezensionen zu Büchern, Filmen, Cafés, Kulturveranstaltungen usw. Bis mir eines Tages jemand sagte: Schreib doch einen Blog, da ist das alles doch besser aufgehoben! Dazu kommt, dass ich noch nicht so sehr lange in Stuttgart wohne und mir mein Blog auch als Instrument zur Stadterschließung dient. „Zeilentiger liest Kesselleben“ gibt es nun ein knappes Jahr.

2. Welcher Deiner Blogbeiträge war am erfolgreichsten und was glaubst Du, woran das lag? Am erfolgreichsten im Sinne der Aufrufzahlen war Fitness first!, eine Sammlung alltäglicher Absurditäten, Beobachtungen also, die jeder Besucher eines Fitnessclubs machen kann. Das fand entsprechend Leser und ‚Aggregatoren‘ zur Weitergabe. Ein wirklicher Dauerbrenner hingegen ist Ein Stern im Süden – Zacke: „Das Bier aus Stuttgarts schönstem Flecken“ − einfach eine tolle Aktion von ein paar Leuten aus dem Lehen und ein Ergebnis, das schmeckt. Ein bisschen Kult. Die meisten Kommentare gab es zu Schmollmund und Tattoo im Markt am Vogelsang, wofür auch eine sprachliche Eigenheit verantwortlich sein mag, auf die die Gemütlichen Sitzsätze in ihrem 0711-Beitrag hinweisen.

3. Über was würdest Du nie schreiben? Fastfoodketten, Technik-Gimmicks, Verbrennungsmotoren? Aber man weiß ja nie …

4. Was wäre die bessere Bezeichnung für „Blogstöckchen“? Denkt man bei Blogstöckchen an den Staffelstab, der immer weitergegeben wird, kommt für 0711 doch eigentlich nur ein Wort in Frage: „Stäffele“. (Leser ohne Stuttgartkenntnisse könnten dazu das hier hilfreich finden.)

5. Was bedeutet Heimat für Dich? Die Frage kommt mir doch sehr bekannt vor. Richtig, in In einen Buchenstab geritzt, irgendetwas über Heimat habe ich erst kürzlich darauf Antwort gegeben.

6. Was hast Du, was das Stadtmuseum Stuttgart nicht hat und was es dringend bräuchte? Die Einladung zu meiner letzten „Fenster zum Hof“-Party? Meinen Blog als Beitrag zu den Stadtgeschichten? Nein, nein, an Stuttgart muss ich erst noch wachsen, bevor ich etwas Dringliches beisteuern kann. Womöglich könnte ich ja wenigstens meinen Arbeitgeber überzeugen, etwas aus unserem Verlagsarchiv beizusteuern.

7. Was muss ein Museum haben, damit Du reingehst? Interaktivität. Es muss im wörtlichen Sinne „begreifbar“ sein, möglichst viele Sinne ansprechen und den Besucher aktiv miteinbeziehen und zum Tun herausfordern − also als ein handelndes (und − homo ludens lässt grüßen − verspieltes) Subjekt ernst nehmen.

8. Welche Speise ist für Dich untrennbar mit Stuttgart verbunden? Die Semmeln pardon Weckle der Bäckerei Metzger in Heslach. Eine große Auswahl an Sorten und eine jede hat ihren eigenen und guten Geschmack. Das ist in Zeiten von Einheitsware und Backfabriken etwas Kostbares geworden.

9. Welcher Sound ist für Dich typisch Stuttgart? Lange überlegt und „im Ohr“ durch Stuttgart gewandert: kein spezieller Sound der Stadt. Also Musik. Das könnten die Tiger Shower Caps sein: eine Stuttgarter Band, die gar nicht nach Stuttgart klingt. Und trotzdem für mich sehr Stuttgart ist.

Liebeserklärung an Stuttgart?

Liebeserklärung an Stuttgart?

10. Welches Vorurteil über Stuttgart ärgert Dich am meisten? „Stuttgart ist hässlich.“ Alter Schwede. Zugegeben, früher dachte ich das selbst einmal. Seit ich hier wohne, sehe ich die Stadt mit ganz anderen Augen. Seien wir ehrlich: Ja, es gibt genügend Hässlichkeit in Stuttgart. Aber es gibt auch eine ganze Menge ganz und gar nicht Hässliches. Kürzlich kam ich von einer kleinen Reise zurück und wanderte nachts auf dem Heimweg durch zwei Bezirke und hörte mich plötzlich zärtlich sagen: „Bist du schön, Stuttgart.“ Die Liebe, sie reift … Daher freue mich auch jedesmal, wenn Besucher, mit denen ich die Stadt zu Fuß oder mit dem Rad erkunde, am Ende sagen: „Du wohnst aber in einer schönen Stadt.“ Geht doch.

11. Du hast drei Wünsche frei, welche sind das? Meine privaten Wünsche erzähle ich besser bei einem Bier, zum Thema Weltfrieden hat André Dietenberger ja schon alles gesagt und den bezahlbaren Wohnraum haben die Gemütlichen Satzsitze schon angesprochen. Was bleibt?

1. Stuttgart als lebensfrohes Experimentierfeld der Zukunft und dazu gehören (vermutlich) auch noch mehr Spielräume gesellschaftlicher Vernetzung, die die Menschen zusammenbringt und Grenzen zu überwinden hilft.

2. Mehr sonnige Außenplätze an Cafés und grünschattige Sitzräume. Das macht eine Stadt erst so richtig lebendig.

3. Dass die Ratzers noch lange ihr Schallplattencafé führen. Zugegeben, das war jetzt doch schon ein recht privater Wunsch.

Und die Stafette geht weiter

Vielleicht wollen Black Dots White Spots, die Reisemeisterei, Mojo from the Blog, Patrick Schneider und womöglich als „Externe“ auch bittemito (Frau Knobloch verzeihe das folgende pragmatische „du“ und betrachte die Fragen in der Vergangenheitsform) das „Stäffele“ aufgreifen (der Taxiblog Stuttgart scheint ja leider nicht mehr aktiv zu sein). Es ist auch geschrumpft auf sieben Fragen.

Die Regeln sind denkbar einfach: Verlinkt euren Artikel mit demjenigen, von dem ihr das Blogstöckchen habt und gebt im Kommentar Bescheid, wenn ihr fertig seid. Und wenn ihr Spaß daran habt, verfasst eure eigenen 0711-Fragen und gebt sie an eine von euch bestimmte Zahl an Bloggern weiter.

Was wird die Stadt der Zukunft bringen?

Was wird die Stadt der Zukunft bringen?

1. Was macht dich glücklich in Stuttgart?

2. Was stört dich an an der Stadt am meisten?

3. Und was verzeihst du ihr am bereitwilligsten?

4. Welche Farbe hat für dich Stuttgart?

5. Das Stuttgart der Zukunft − was braucht es unbedingt?

6. Welche andere Stadt muss es noch sein für dich?

7. Dein Geheimtipp zu Stuttgart?