Im sinkenden Licht

„Was hast du heute vor?“, fragte ich morgens den Achtzigjährigen. „Durch die Sonne radeln – dazu brauche ich kein Ziel und keinen Plan.“

Über die Wiesen sind ein paar Menschen verteilt, über den Himmel ein paar Wolken. Sein Hellblau erinnert mich an den Norden. Ist das logisch? Die niedrig stehende Sonne, ja, das käme wohl hin. Es bräuchte aber sicher mehr, um diesem Himmel gerecht zu werden. Der Hochsommer jedenfalls ist vorbei, das ist offensichtlich. Das Licht altert, reift, die Bäume wollen nichts mehr – nicht strotzen, nicht mit Macht sich in den Himmel strecken und recken , ihnen genügt es, zu sein im sinkenden Licht. Er ist ruhig geworden, der Sommer.

Ich nehme mir ein Beispiel und ziehe auf dem Rad durch den Spätsommertag, ein Lied von Buena Vista Social Club auf den Lippen – süßes Leben um den Stachel der Vergänglichkeit.

Bodensee_Sommer_Sturm

Als der Sommer noch Glut hatte (am Bodensee)