Die Party kocht! Oder: Fremde in meiner Küche

Das Fernsehen kommt zu früh. Ich habe keine Gelegenheit mehr, mein Hemd zu bügeln, und bitte das Team vom SWR um einen winzigen Augenblick, um wenigstens den Blogartikel, an dem ich eben geschrieben habe, noch abschicken zu können. Dann beginnt mein erster Cookasa-Abend: kurze Ortsbesichtigung mit Redakteurin, Kamera- und Tonmann und als es dann erneut klingelt und die ersten Überraschungsgäste vor der Tür stehen, laufen Ton und Kamera bereits.

Ein Cookasa-Abend ist ein überraschungsreiches Event (und nein, das Fernsehen üblicherweise nicht dabei): Erst einen Tag vor dem Ereignis erfahren die Teilnehmer, wo gekocht wird, welche Funktion man selbst übernimmt und wer der Teampartner ist, mit dem man sich kurzschließen, auf ein Gericht einigen und gemeinsam dafür einkaufen muss. Natürlich kennen sich die meisten Teilnehmer vorher nicht. Seit September 2013 ist Cookasa mit einer eigenen Website am Start. Inzwischen gibt es bereits in über einem Dutzend Städte von Cookasa organisierte Kochabende. Die Sache boomt. So sehr, dass das Fernsehen darauf aufmerksam wurde.

Bald sind alle Überraschungsgäste da. Zu acht machen wir uns ans Kochen, meine Küche platzt aus den Nähten, durchs Balkonfenster filmt der Kameramann. Wenn er sich durch das Gedränge schieben muss, flucht er still in sich hinein, der Tonmann hat es nicht leichter. Die Stimmung unter den Kochenden ist gut, es wird viel gelacht und die Vorspeise schmeckt schon mal prima.

Der ungezwungene Rahmen macht den Reiz an Cookasa aus. Es ist kein Dinner, bei dem eine Person zu brillieren hat und alle andere zuschauen und dann Punkte vergeben. Der gemeinsame Spaß steht im Vordergrund: Alle tragen zum Essen mit bei, jeder ist aktiv, ob jemand wenig oder viel Küchenerfahrung hat, ist nebensächlich, und wenn der Platz in der Küche nicht ausreicht, werden die Zwiebeln eben im Wohnzimmer geschnitten. Alles ganz easy, so malt es die Website von Cookasa aus, und es stimmt: Es ist ein recht lustiger Abend und ich habe große Freude daran, fremde Menschen in meiner Küche zu haben.

Aber interessant: Es gibt da ein paar Dinge, die die Kamera nicht eingefangen hat. Als wir uns zum zweiten Gang an den Tisch setzen, zieht das Fernsehen ab. Und plötzlich bricht etwas aus einem Gast hervor: Er fühlte sich von einer anderen Person vorgeführt vor der Kamera, mies hochgenommen. Fast erwarte ich Tränen am Tisch, doch der Sturm zieht vorüber, nur ein Stachel bleibt im Verborgenen. Schließlich treffen wir uns zum Ausklang in einer Kneipe mit drei anderen Cookasa-Gruppen, die an dem Abend gekocht haben. Und merkwürdig, auf einmal bin ich nicht mehr weit abgeschlagen der Gruppenälteste, und längst nicht mehr jede zweite Person ist eine sehr junge, sehr blonde Frau … Nun, etwaige Schlussfolgerungen daraus möge jeder für sich selbst ziehen.

Aber die betreffen ja einen normalen Cookasa-Abend nicht. Wer selbst einmal teilnehmen möchte, findet alle Informationen hier.

Unser Cookasa-Event wurde am 25.4. in der „Landesschau“ des SWR als Fünfminüter ausgestrahlt.

24 Gedanken zu „Die Party kocht! Oder: Fremde in meiner Küche

    • Unter dem Link könnte man es nicht nur nachlesen, sondern sogar nach-schauen, aber so wahnsinnig weltbewegend ist die Angelegenheit natürlich auch nicht. 😉

      • ein beeindruckendes kleines Filmchen, das ich gerade sehend genossen habe, und insbesondere die leckeren gefüllten Flädle hätte ich auch mal gerne probiert 😉
        sehr sympathisch, du, deine Wohnung und die Gäste 🙂

  1. Das ist ja ein schönes Projekt, vielleicht gibt es das bei uns ja auch? Ich werde mich schlau machen. Aber, Herr Zeilentiger, mit ‚weit abgeschlagen der Älteste‘ hast Du vielleicht doch ein bisschen übertrieben, oder? 😉

  2. Spätestens bei der Erwähnung des Kreuzkümmels, obwohl er nicht im Rezept stünde, ploppte mir die Erkenntnis auf: Der Herr Zeilentiger schreibt nicht nur famos, er ist wohl im Gesamtpaket ein Famosgeselle. Das fetzt natürlich ungemein. Geht gar nicht mehr anders, bei möglicher Kesselstadtbesucherey bestehe ich auf ein Treffen. Das haben Sie nun davon, Verehrtester.

    • Aber das klingt ja nun fast wie eine Drohung, liebe Frau Knobloch? Seien Sie willkommen! Mit Ihren feinfetzigen Worten haben Sie es übrigens geschafft: Dass nicht nur wohliges Gelächter aus meiner Brust steigt, sondern auch die Röte in meine Wangen. Lustig, dass ich schon einige Mal auf den Kreuzkümmel angesprochen wurde, zumal von Menschen, die mich aus dem leibhaftigen Leben kennen. Schön, dass Sie zu denen gehören, die’s fetzig finden! Kreuzkümmelflüchter_innen gibt es nämlich gelegentlich auch im Leben. Herzlichst aus dem Kessel, Ihr Z.

      • Mich deucht, Wangenrötigkeit steht Ihnen ganz hübschig zu Freundlichgesicht. Und die Drohung soll eine der Lieblichsorte sein. Man könnte ja schon fast eine Rundreise planen. Der Herr Lu vom Ne und ich wollen ja auch mal den Herrn Pe vom See besuchen…
        Ich muß mich immer beherrschen, den Kreuzkümmel nicht zu exzessziv zu verwenden. Frage aber bei Gästen vorsichtshalber auch immer nach. Geschmäcker sind nunmal verschieden. Dasgutsofindende Grüße, Ihre Frau Knobloch, kreuzkümmelsüchtig.

      • Oh ja, ich verstehe Ihre Rundreisewünsche. Und zur Kreuzkümmelsucht kann ich Ihnen nur beipflichten wie auch dem Gutfinden, dass es nun einmal verschiedene Geschmäcker gibt. Ich kann sogar unsere Buchhalterin gut leiden, obwohl sie dieses Gewürz hasst. Bleibt mir nur noch, Ihnen nochmals für Ihre reizenden Worte zu danken, verehrte Frau Knobloch. Haben Sie einen schönen Freitag!

  3. Beim Lesen des Textes habe ich mich anfangs gefragt, inwiefern die Chemie unter den Teilnehmern eine Rolle für den gelungenen Abend spielt und ob du Glück gehabt hast. Beim Zuschauen des Ausschnitts wurde ich erleuchtet: wer so spontan bei so einer spontanen Aktion mitmacht, der muss ’nen sympatischen unkomplizierten Knall haben, 🙂
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    • Haha, das hast du aber schön gesagt! Allerdings lässt sich die Chemie nicht ganz ausklammern. Ich hatte zuerst einen Satz drin, den ich wieder gelöscht hatte: Als sich nach der Nachspeise alle satt zurücklehnten, brach unser Ganzes ein bisschen auf in gesprächige Grüppchen und eher Schweigende. Manchmal kocht man zwei, drei Stunden lustig miteinander und hat sich anschließend doch kein Wort zu sagen. 😉

      • Erinnert mich dann a bissi an virtuelle Flirts, die Abklopfphase, die Aufregung des Kennenlernens und wenn wir uns Wochen später persönlich treffen, kann es schon mal zum großen Schweigen kommen…

    • Ja, das große Schweigen, das kann dann wohl schon a bissl kommen, je nach Leuten. Deswegen ist ja gerade das gemeinsame Kochen so was Nettes, denn da kommt (solange man was TUT) niemand auf die Idee, zu schweigen.

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