Ein Weihnachtszyklus – (nicht ganz) frei von Religion (5)

25. Solsfest

Weihnachten ist ein heidnisches Fest. Unser christliches Fest ist eingehüllt in ein Bett nichtchristlicher Religionen und wenn man dieses Schicht um Schicht ablöst, bleibt am Ende  fast nichts.

Die Weihnachtsgeschichte der Evangelien, das wundert nur noch wenige, ist dem Neuen Testament spät hinzugefügt. Die drei Weisen aus dem Morgenland sind natürlich nichts anderes als persische Magier. Aber wie kommen diese in die christliche  Weihnachtsgeschichte? Folgen wir den Spuren der persischen Priester zurück in ihre Heimat und wir werden den Ursprung dieser evangelischen Tradition dort finden. Die iranischen Religionen, namentlich der Zoroastrismus und der Mithrakult, haben das Christentum  maßgeblich beeinflusst. Wo haben wir zuerst die Apokalypse, das Weltengericht am Jüngsten Tag mit der Wiederauferstehung der Toten und der Scheidung der Seelen in  Sünder und Rechtschaffene, in Höllensturz und Eingang ins Paradies? Aus der iranischen Geisteswelt kommt es und Eingang fand es in die Bibel über das babylonische Exil der Juden und ihre Freilassung und Förderung durch die neuen Eroberer Babylons und des ganzen Nahen Ostens: den Persern.

Dabei bleibt es nicht. Die Magier, also die Mitglieder einer iranischen Priesterkaste, trafen sich jährlich auf einem Berggipfel, um Ausschau zu halten nach dem Stern, der die Geburt des Erlösers, des Weltenheilands ankündigt. Ja, hier haben wir ihn, den Stern von Bethlehem und die Inkarnation des Messias.

Als sich das noch recht junge Christentum daran machte, Fuß zu fassen in den Provinzen des Römischen Reiches, war es nicht frei von Konkurrenz. Mit ihm waren andere Erlösungsreligionen aus dem Osten über die Mittelmeerwelt gekommen. Strahlende Gottheiten, die ihren Anhängern ein besseres Leben nach dem Tode versprachen, eine Existenz im Lichtglanz statt seufzendes Verblassen in den schattigen Regionen der antiken Unterwelt. Einer der schärfsten, weil erfolgversprechendsten Konkurrenten des Christentums war der sonnenschimmernde Mithras, ein Abkömmling des iranischen Heilands Mithra. Ein anderer war ein syrischer Sonnengott, der als SolInvictus, der unbesiegte Sonnengott, zum Übergott über alle Kulte und Gottheiten des Römischen Reiches erhoben werden sollte, aber wegen seiner Radikalität und Fremdartigkeit an der römischen Widerspenstigkeit scheiterte. Doch er war nicht tot. Man holte den unbesiegten Sonnengott wieder an den Himmel empor, verband ihn mit anderen Sonnenkulten, identifzierte ihn mit Mithras, gab ihm mit der Neuplatonischen Schule philosophische Tiefe, machte ihn zum allumfassenden Hochgott, der alle anderen Gottheiten in sich barg und doch nicht den letzten Schritt zur ungnädigen Intoleranz des allein und einzigen Christengottes machte und stützte Reich und Herrschaft des Imperium Romanum auf diesen Sol Invictus. Der Sonnengott lag gut im Rennen; letztlich setzte sich dann doch das Christentum durch. Wie stark die Konkurrenz aber war, zeigt, dass das christliche Weihnachtsfest flugs verlagert wurde auf den 25. Dezember – den reichsweit populären Feiertag des Sol Invictus –, und christliche Denker in ihren Streitschriften verkündeten: „Christus verus sol“ – Christus ist der wahre Sonnengott.

Ja, wir feiern ein Sonnenfest an den Weihnachtstagen.

15 Gedanken zu „Ein Weihnachtszyklus – (nicht ganz) frei von Religion (5)

  1. Erklärungen dafür gibt es einige. Mich treibt die Frage auch nach Ihrem Beitrag nicht weniger um. Vielleicht auch, weil Sie die Magier oder bei uns so genannten Heiligen Drei Könige (deren Reliquien nebenbei bemerkt im Kölner Dom sein sollen), weil Sie diese Männer in einem Satz mit Bethlehem schreiben.
    Dabei sind die doch nach Nazareth gekommen um ihre guten Gaben, Weihrauch, Myrrhe und Gold zu schenken. Im Hause Davids, ein königliches Haus also.
    In Bethlehem war es ein Stall und die das Zeichen, den hellen Stern sahen, das waren Hirten.
    Den Hinweis auf die unordentlichen Textstellen in der Bibel lasse ich da nicht gelten.
    Zwei verschiedene Jesusknaben? Warum schickt mir die Katholische Kirche den Exorzisten ins Haus, wenn ich danach frage…
    Ihnen einen friedvoll wohlklingenden Abend verbunden mit den besten schmalzstullengeniessenden Grüssen aus dem herzhaften Bembelland

    • Ich frage mich, wenn das „Drehbuch“ der Christenheit aus den „Wahrheiten“ anderer Religionen entstand, wieviel Wahrheitsgehalt steckt wiederum in diesen? Was bleibt, wenn man auch sie weiter untersucht, meine Herren?

      Ausgeschlafenfragenddreinblickende Grüße,
      Silvia Meerbothe

      • ..und welche Antwort haben Sie sich auf Ihre Frage nun gegeben?
        Interessant ist diese Frage allemal. Vielleicht für nach dem Frühstück 😉
        Morgenfrischkaltaufsfrühstückfreuende Grüsse aus dem einzigartigen Bembelland

      • Guten Morgen, lieber Herr Ärmel,

        Sie kennen das sicher: ein Bauprojekt z. B. WCCB geht in die Hose. Hand viele Leute auch aus der oberen Stadtetage sind involviert. Dan wird bei der Suche nach einem Schuldigen so lange aufgedröselt, bis am Ende keiner mehr da ist, den man beschuldigen kann.
        So würde es auch hier ausgehen.
        Plötzlich sind die Magier nicht mehr wirklich da, auch die Hirten nicht, der Stern, eins nach dem anderen fällt raus. Und dann ist das was bleibt, der Versuch, sich mit Religion die Welt zu erklären.
        Jetzt bin ich gespannt, denn ähnliches hatte ich mit Herrn Salva auch schon mal. Nur in einem anderen Kontext.

        Langsamwarmgeschriebene Grüße aus der Bonner Republik 🙂

      • Es gab natürlich diese beiden verschiedenen Knaben. Auch wenn gerne auf die Varianten in der Bibel verwiesen.
        Darauf wird seit etlichen Jahrhunderten schon verwiesen, wenn Unklarheiten sich nicht vordergründig erklären lassen.
        Da diese Tatsache (neben anderen ähnlich interessanten) hohe kirchliche Kreise seit jeher interessieren, ist das noch immer aktuell.
        Es gab Konzile, auf denen darüber diskutiert und gestritten worden ist.
        Ich denke jedoch, dass diese Thema zu komplex für die Kommentare auf einem Blog ist. Dazu müsste wahrscheinlich sehr ausgreifend vieles erklärt werden, was nicht zwingend vorausgesetzt werden kann. Und dann wirds schnell parolenmässig abseitig, womit nemandem gedient ist.
        Bei einer persönlichen Begegnung im wirklichen Leben wird wohl eher ein Schuh draus.
        Abendschönmüdgearbeitete Grüsse aus dem biertrinkenden Bembelland

    • Zwei verschiedene Jesusknaben? Woher denn? Höchstens zwei verschiedene Evangelien mit zwei verschiedenen Schwerpunkten. Jesus wurde in Bethlehem geboren, weil sein (Zieh-)Vater Josef dorther stammt (vgl. Lukas 2,1 ff.), aus dem Hause (= der Familie) Davids (was nicht heißt, dass diese Kleinfamilie reich war). Die drei Weisen (die in der Bibel auch gar nicht Könige genannt werden) sind laut Matthäus-Evangelium dem Stern nach Bethlehem gefolgt; zu den Hirten kamen Engel, keine Sterne, und das auch nur im Lukas-Evangelium. Dort geht die Familie auch bald nach der Geburt wieder nach Nazareth zurück, wo Jesus aufwächst. Das steht in der Bibel eigentlich recht klar und deutlich. Dass der Volksglaube da einiges durcheinandergeworfen hat, geschenkt. Man mag auch gern die Historizität der geschilderten Ereignisse bezweifeln, die Gottessohnschaft, die Wunder, was immer man möchte. Unordentliche Textstellen finde ich da aber nicht.

      Die katholische Kirche sollte statt dem Exorzisten vielleicht lieber einen Exegeten schicken…

      • Ich glaube, ich müsste mir erst einmal die Textgrundlage wieder anschauen, ist doch schon etwas her mit diesen religionswissenschaftlichen Zeilen. Von zwei unterschiedlichen Überlieferungssträngen würde ich aber ebenfalls nicht auf zwei Jesusknaben schließen wollen.

  2. Aus christlicher Sicht könnte man sagen, dass die unbesiegte Sonne eben eine Metapher für das Licht Gottes ist – immer schon war, is ja klar, nech, die Heiden haben das quasi aus Versehen richtig gefeiert, und die Christen mussten ihnen das dann erklären 😉 Und ein Sonnenfest im dunkelsten Winter ist doch eigentlich was schönes.

    • Absolut! Das ist ja eine ganz gängige „Strategie“, wie eine neue Religion mit bereits vorliegenden umgeht. Siehe Muhammad, der Abraham, Moses, Jesus alle als Propheten sehr hoch schätzt – aber ergänzt, dass die Zuhörer leider die eine oder andere Wahrheit ein bisschen verdreht haben und daher er von Gott berufen wurde, die Wahrheit nochmals und ein letztes Mal („Siegel der Propheten“) zu verkünden.

      Und ja, ein Sonnenfest im dunkelsten Winter ist wirklich was Schönes. 😉

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